Die Globalisierung bietet der ostdeutschen Industrie große Entfaltungs- und Wachstumschancen. Neben Exporten und der Eroberung neuer Märkte tragen auch Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen und die Vernetzung mit internationalen Partnern und Standorten hierzu bei.

Der Weg dahin ist nicht leicht. Kleine und mittlere Unternehmen haben meist geringere finanzielle und personelle Ressourcen. Auslandskooperationen und der Aufbau eigener Fertigungsstätten im Ausland bedeuten für sie ein größeres Wagnis. Wettbewerbschancen werden zunehmend durch Protektionismus, unfaire Subventionspraktiken oder Störungen bei Lieferketten bedroht.

Doch an der Globalisierung der ostdeutschen Industrie führt kein Weg vorbei. Sie ist ein wichtiger Wachstumsmotor.

Die ostdeutsche Industrie richtet sich zunehmend international aus. Die Exportquote ist deutlich gestiegen, sie liegt heute bei rund 37 Prozent, ein auch im internationalen Vergleich beachtlicher Wert. Mehr als die Hälfte geht in die Märkte der Europäischen Union. China ist mit über 10 Prozent heute der wichtigste Einzelmarkt, gefolgt von den USA und den unmittelbaren Nachbarn Polen und Tschechien. Russland spielt dagegen kaum mehr eine Rolle, weniger als 2 Prozent der ostdeutschen Exporte gehen dorthin. Verglichen mit der DDR hat sich der Außenhandel der ostdeutschen Industrie vollkommen verändert und dabei ziemlich gut entwickelt.

Dagegen befindet sich die Globalisierung der Produktion eher noch im Anfangsstadium. Zwar ist das Investitionsvolumen ausländischer Unternehmen in Ostdeutschland recht beachtlich und durch einige spektakuläre Investitionsvorhaben wie Tesla in Brandenburg und CATL in Thüringen in letzter Zeit deutlich ins Bewusstsein gerückt. Diese und viele andere Direktinvestitionen tragen wesentlich zur Entwicklung der ostdeutschen Industrie bei. Doch die ostdeutsche Industrie selbst hat bislang kaum im Ausland investiert. Ihr entgehen damit wichtige Vorteile der internationalen Arbeitsteilung und große Wachstumschancen. Wichtigster Grund ist auch hier das weitgehend fehlende Segment der großen unabhängigen Unternehmen, die über die nötige Kapitalkraft und strategische Kompetenz für solche Auslandsoperationen verfügen.

Zugleich sind die internationalen Rahmenbedingungen für die Unternehmen schwieriger geworden. In vielen Märkten nehmen nichttarifäre Handelshemmnisse weiter zu. Handelskonflikte und neue Handelsblöcke führen zu unübersichtlichen Marktzugangsregelungen. Die Offenheit und Einheitlichkeit des multilateralen Welthandelssystems wirdwichtigstes exportgut

zunehmend eingeschränkt. Grundlegende politische Entscheidungen wie der Brexit oder Sanktionen aufgrund politischer Konflikte beeinträchtigen das Tempo der Globalisierung. Hinzu kommen Wettbewerbsverzerrungen durch gezielte industriepolitische Förderung, etwa durch China, und – als neues Phänomen – Unterbrechungen von Lieferketten. Die Corona-Pandemie führte vor Augen, wie verletzlich die internationale Arbeitsteilung sein kann.

Doch die internationalen Verflechtungen werden auch in Zukunft weiter zunehmen. Zu groß sind die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung, als dass Unternehmen und Volkswirtschaften darauf verzichten könnten. Dies gilt auch für die ostdeutsche Industrie.

Export

Die Gesamtexporte der neuen Bundesländer einschließlich Berlin betrugen im Jahr 2020 rund 102,1 Milliarden Euro. Verglichen mit den 810 Milliarden Euro westdeutscher Exporte besteht hier noch ein erheblicher Unterschied. Der Anteil der neuen Bundesländer am Gesamtexport Deutschlands betrug lediglich 11 Prozent.

Ausfuhr (Gesamt): Bundesländer im Jahr 2020

Ausfuhr (Gesamt): Alte und Neue Bundesländer

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2020b) Exportquote im Bundesvergleich (https://www.statistik-bw.de/Industrie/Struktur/VG-XpQuote.jsp?path=/HandelDienstl/Aussenhandel/; 12.11.2020).

Doch dieser deutliche Unterschied zwischen Ost und West sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Exportaktivitäten der neuen Bundesländer sehr positiv entwickelt haben. Die Exportquote ostdeutscher Firmen des Verarbeitenden Gewerbes stieg von 12,2 Prozent (1995) auf ca. 37 Prozent (2019). Dies ist auch international ein hoher Wert. Damit rangiert die ostdeutsche Ausfuhrquote zwar immer noch erheblich unter dem westdeutschen Durchschnitt von 50,5 Prozent, dennoch lag sie damit ungefähr auf dem Niveau der westdeutschen Exportquote im Jahr 2000. Mit diesem Wert zählte Deutschland damals immerhin zu den exportstärksten Volkswirtschaften der Welt. Hinzu kommt, dass die Zahlen die Exportleistung der ostdeutschen Industrie eher noch unterzeichnen, da die indirekten Exporte über Zulieferleistungen an westdeutsche Endproduzenten nicht in der Exportstatistik verbucht werden.

Exportquote in dem Verarbeitenden Gewerbe in Prozent nach neuen und alten Bundesländern

Berlin weist mit 55,7 Prozent nach Bremen (63,1 Prozent) die zweithöchste Exportquote des Bundesgebietes auf, rangiert aber, was die absoluten Industrieumsätze angeht, an vorletzter Stelle (26,9 Milliarden Euro) vor Mecklenburg-Vorpommern (15,2 Milliarden Euro). Abgesehen von dem ehemals geteilten Stadtstaat hat sich Sachsen 30 Jahre nach der Wiedervereinigung zum ostdeutschen Exportchampion mit einer Exportquote von 36,7 Prozent bei einem Industrieumsatz von 67,6 Milliarden Euro entwickelt. Es folgen Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit je 35,1 Prozent und schließlich Brandenburg (30,8 Prozent) und Sachsen-Anhalt (30,1 Prozent).

Die ostdeutschen Exporte des Verarbeitenden Gewerbes wuchsen in den vergangenen Jahren stärker als die westdeutschen – allerdings ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau. Im ostdeutschen Vergleich wuchs der Auslandsumsatz des Verarbeitenden Gewerbes in Mecklenburg-Vorpommern am stärksten (56,3 Prozent) vor Brandenburg (50,8 Prozent) und Berlin (37,9 Prozent). Auf dem höchsten Niveau wuchs der Auslandsumsatz Sachsens, welches das Ranking in Ostdeutschland auch in absoluten Zahlen anführt.

Export - Handelspartner

Handelspartner

Mehr als die Hälfte (50,4 Prozent) aller ostdeutschen Exporte konzentrierten sich im Jahr 2020 auf die Länder der Europäischen Union. China ist der wichtigste Einzelmarkt für die ostdeutsche Exportindustrie mit einem Anteil von rund 11 Prozent. Danach folgen die USA mit einer Exportvolumen von 8,1 Milliarden Euro und Polen mit 6,9 Milliarden Euro. Mit der Tschechischen Republik gehört ein weiteres Land aus dem ehemaligen Ostblock mit einem Ausfuhrwert von 4,2 Milliarden Euro zu den 10 wichtigsten Handelspartnern der neuen Bundesländer. Russland spielt dagegen mit einem Anteil von unter zwei Prozent am ostdeutschen Industrieexport heute keine nennenswerte Rolle mehr. Aufgrund seiner schlechten wirtschaftlichen Entwicklung sanken die Einfuhren des Landes bereits vor Verhängung der Sanktionen spürbar.

Export - Handelspartner

Wichtigstes ostdeutsches Exportgut 2020: Kraftfahrzeuge

Kraftwagen und Kraftwagenteile waren im Jahr 2020 mit knapp 19,4 Milliarden Euro und einem Anteil von 19,6 Prozent an den ostdeutschen Gesamtexporten am Verarbeitenden Gewerbe wie schon in den vergangenen Jahren Ostdeutschlands wichtigstes Exportgut. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Maschinen mit einem Anteil von 12,9 Prozent (12,78 Milliarden Euro) und chemische Erzeugnisse mit einem Anteil von 9,4 Prozent (9,3 Milliarden Euro).

Damit ist die Warenstruktur des ostdeutschen Industrieexports ganz ähnlich wie die der westdeutschen Industrie. Auch hier liegen auf den ersten drei Plätzen Kraftwagen und Kraftwagenteile (16,6 Prozent am westdeutschen Gesamtexport), Maschinen (15,9 Prozent) und chemische Erzeugnisse (10,6 Prozent) vorn. Zwei weitere Warengruppen, die gleichermaßen zu den Hauptexportgütern sowohl für die west- als auch für die ostdeutsche Industrie zählen, sind pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse und Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse.

Wichtigster Absatzmarkt für Fahrzeuge waren im Jahr 2020 die Staaten der Europäischen Union (8,2 Milliarden Euro). China lag auf Rang zwei mit 4,1 Milliarden Euro. Vor allem für Sachsen ist China der wichtigste Absatzmarkt in dieser Branche mit einem Wert von 3,9 Milliarden Euro. Das waren über 10 Prozent der Gesamtausfuhren des Freistaates im Jahr 2020.

Maschinen stehen auf Platz eins der wichtigsten Exportgüter Mecklenburg-Vorpommerns. Es ist das einzige neue Bundesland, in dem Maschinen in der Exportstruktur eine solch große Rolle spielen. Größter Absatzmarkt sind die USA mit 386,3 Millionen Euro.

Für Sachsen-Anhalt sind chemische Erzeugnisse die wichtigsten Exportgüter. Wichtigster Absatzmarkt für chemische Erzeugnisse aus ostdeutscher Produktion waren im Jahr 2020 die Staaten der Europäischen Union und hierbei insbesondere Polen (Anteil von 9,8 Prozent) und die Niederlande (9,2 Prozent).

In den Bundesländern Berlin und Brandenburg stehen pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse auf Platz eins der Liste der wichtigsten Exportgüter (gesamt Ostdeutschland Platz 4). Beide Bundesländer exportierten im Jahr 2020 pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse im Wert von insgesamt über 4 Milliarden Euro und davon am meisten in die USA (520,2 Millionen Euro; 12,9 Prozent des Gesamtausfuhrwertes).

Auf Platz fünf der wichtigsten Exportwarengruppen der ostdeutschen Industrie rangieren mittlerweile die Datenverarbeitungsgeräte sowie elektrischen und optischen Erzeugnisse. Vor allem Sachsen und Thüringen liegen hier vorn. Mit knapp 1,5 Milliarden Euro Exportwert im Jahr 2020, ist China der wichtigste Abnehmer in dieser Branche.

Ausländische Direktinvestitionen in Ostdeutschland

Ausländische Direktinvestitionen sind ein wesentlicher Impulsgeber für Wachstum, Wertschöpfung und die Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland. Das hohe Volumen ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland ist ein Indikator der Standortqualität, ein Spiegelbild der guten wirtschaftlichen Entwicklung sowie der globalen Vernetzung. Das gilt gerade auch für die neuen Bundesländer und Berlin. Mit ihrer günstigen Verkehrslage in Europa und einer modernisierten Infrastruktur, niedrigen Boden- und Mietpreisen sowie günstigen Personalkosten im Vergleich zu Westdeutschland überzeugen sie ausländische Investoren vom Standort Ost. Wesentliche Branchen für ausländische Direktinvestitionen sind die Fahrzeugindustrie, die chemische Industrie, Medizin und Pharmakologie, Maschinen und Ausrüstungen, saubere Energien und Biotechnologie.

Es gibt zahlreiche Beispiele für namhafte ausländische Direktinvestitionen in Ostdeutschland, etwa aus den USA und China. Tesla baut in Grünheide (Brandenburg) mit einer Investitionssumme von 4 Milliarden Euro voraussichtlich ab Ende 2021 mit rund 12.000 Beschäftigten langfristig eine halbe Million Elektroautos jährlich. Im Thüringischen Arndstadt investiert der weltgrößte Batterieproduzent für Elektroautos, CATL aus China, zwei Milliarden Euro, um Europas größten Batteriestandort zu schaffen (Handelsblatt 2020). Ein anderer Batteriehersteller aus China, Farasis Energy, ließ sich in Bitterfeld-Wolfen nieder, um insbesondere für einen deutschen Automobilhersteller neue Batteriezellen zu produzieren (Daimler AG 2020).

Ein weiteres prominentes Beispiel findet sich in der chemischen Industrie mit dem US-amerikanischen Konzern Dow mit über 3.600 Mitarbeitern an 13 Niederlassungen in ganz Deutschland. Zwei seiner drei größten deutschen Produktionsstandorte liegen in Ostdeutschland in Böhlen (Sachsen) und Schkopau (Sachsen-Anhalt) (Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH 2020a). An diesen beiden ostdeutschen Standorten trug das Unternehmen ab Mitte der 90er Jahre zur Umstrukturierung der Chemieindustrie bei (Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH 2020b).

Im Jahr 2018 betrug der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland 540,2 Milliarden Euro (Deutsche Bundesbank 2020d). Davon entfielen auf das Verarbeitende Gewerbe knapp 142 Milliarden Euro. Zwei Drittel der Gesamtinvestitionen über alle Wirtschaftszweige hinweg kamen aus Europa (364 Milliarden Euro). Führend hinsichtlich der Herkunftsländer waren die USA mit 99 Milliarden Euro. Das einzige asiatische Land im zweistelligen Milliardenbereich war Japan mit 33 Milliarden Euro, gefolgt von Katar mit 7 Milliarden Euro.

In den neuen Bundesländern inklusive Berlin betrug der Direktinvestitionsbestand 45,5 Milliarden Euro, das entspricht 8,4 Prozent der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland. Zwischen 1995 und 2018 ist der Bestand an Direktinvestitionen in Ostdeutschland um fast 400 Prozent gewachsen, und damit etwas stärker als im Vergleichszeitraum in Westdeutschland (340 Prozent).

Ausländische Direktinvestitionsbestände im Inland in Millionen Euro, 1995 - 2018

Entwicklung der ausländischen Direktinvestitionen im Inland
1995-2018, 1995=100

Im ostdeutschen Ländervergleich ist Berlin im Jahr 2018 mit ca. 23,5 Milliarden Euro ausländischen Direktinvestitionen (Bestandswerte) mit Abstand führendes regionales Investitionsziel. In den anderen ostdeutschen Bundesländern betrugen ausländische Direktinvestitionen maximal 5,6 Milliarden Euro (Mecklenburg-Vorpommern) bzw. 5,5 Milliarden Euro (Sachsen). In Thüringen wurde mit rund 2,5 Milliarden Euro am wenigsten investiert.

Größte Investoren in Deutschland in 2019 sowie Veränderung zu 2018

© (Deutsche Bundesbank 2020 b)

Ausländische Direktinvestitionen schaffen neue Arbeitsplätze. Im Jahr 2019 wurden im Zusammenhang mit ausländischen Direktinvestitionen über 32.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland insgesamt angekündigt – Tendenz steigend. (Statista 2020)

Anzahl der durch ausländische Direktinvestitionen in Deutschland angekündigten neuen Arbeitsplätze von 2006 bis 2019

Laut der Direktinvestitionsstatistik der Deutschen Bundesbank gab es im Jahr 2019 in Deutschland 16.913 Unternehmen mit 3,25 Millionen Arbeitsplätzen, an denen Investoren aus dem Ausland beteiligt sind. Im Verarbeitenden Gewerbe sind es 1,49 Millionen Beschäftigte und 4.374 Unternehmen (Jahr 2018). Gemessen an der Zahl der Investitionsprojekte waren die USA 2019 mit 193 Projekten am aktivsten in Deutschland, gefolgt von Großbritannien (104) und China (84) (Ernst & Young GmbH 2020).


Die größten Investoren in Deutschland nach Anzahl der Investitionsprojekte im Jahr 2019

Ostdeutsche Direktinvestitionen im Ausland

Während die Bestände ausländischer Unternehmen in Deutschland im Jahr 2018 über 540,2 Milliarden Euro betrugen, erreichten die Investitionsbestände deutscher Unternehmen im Ausland fast 1,3 Billionen Euro (davon 417 Milliarden Euro im Verarbeitenden Gewerbe). Die Investitionen ostdeutscher Unternehmen sind mit 46 Milliarden Euro noch vergleichsweise gering – allerdings zuletzt mit deutlich steigender Tendenz. Doch insgesamt ist festzustellen: die Direktinvestitionsbestände ostdeutscher Unternehmen erreichten im Jahr 2018 nur ein Niveau von 3,5 Prozent am Bestand aller deutschen Direktinvestitionen im Ausland und damit nur einen Bruchteil des westdeutschen Engagements. Die ostdeutsche Industrie ist damit noch unzureichend in die globale Arbeitsteilung integriert. Ihr entgehen damit bislang wichtige Wachstumsimpulse.


Deutsche Direktinvestitionsbestände im Ausland nach Ost und West (in Millionen Euro), 1995 - 2018

Spitzenreiter ostdeutscher Direktinvestitionen im Ausland waren 2018 Investoren aus Berlin mit fast 33 Milliarden Euro. Den zweiten Rang belegten Unternehmen aus Brandenburg mit 5,7 Milliarden gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 3,9 Milliarden Euro. 2018 betrugen die ostdeutschen Direktinvestitionen im Ausland mehr als das Fünffache des Wertes von 1995.

Verkehrsinfrastruktur: Von der Peripherie ins Zentrum Europas

Ostdeutschland gehört, was die Verkehrsinfrastruktur betrifft, zu den am besten vernetzten Regionen Europas. Diese nunmehr exzellenten Standortbedingungen sind auch ein Ergebnis der Verwirklichung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE), die seit 1991 Lücken in den Verkehrswegen zwischen Ost und West geschlossen haben.

Die VDE umfassen 17 bedeutende Verkehrsprojekte auf der Straße, der Schiene und dem Wasser, die mit einem Gesamtvolumen von 42 Milliarden Euro umgesetzt wurden.

Vor der Wiedervereinigung waren sowohl die BRD als auch die DDR Randgebiete in ihren jeweiligen politischen Blöcken. Nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere nach dem Mauerbau konzentrierten sich die Verkehrsinfrastrukturinvestitionen in beiden deutschen Staaten auf den Ausbau von Nord-Süd-Korridoren. Mit der Wiedervereinigung mussten zwei weitgehend getrennte Verkehrssysteme verbunden und die Qualität der Verkehrsinfrastruktur in Ostdeutschland verbessert werden.

Verkehrsinfrastruktur: Erreichbarkeit von Städten, Regionen, Menschen und Märktens

Seit 1991 hat der Bund ca. 37,9 Milliarden Euro in die VDE investiert, ein Großteil direkt in die neuen Bundesländer.

Verkehrsinfrastrukturen dienen der Erreichbarkeit von Städten, Regionen, Menschen und Märkten. Der Großraum Berlin sowie das Gebiet zwischen Dresden-Leipzig-Halle-Erfurt-Zwickau-Chemnitz gehören nach Fertigstellung der VDE im europäischen Vergleich zu den Regionen mit den höchsten Erreichbarkeiten, d.h. dem größten Bevölkerungspotenzial. Diese Vergleichsgröße ist definiert als die Anzahl der Menschen, die innerhalb einer bestimmten Fahrzeit von einem Ort aus erreichbar sind. Je mehr Menschen erreichbar sind, desto attraktiver ist ein Standort für wirtschaftliche und soziale Aktivitäten. Das Bevölkerungspotenzial wird sowohl durch den Ausbau der Infrastruktur als auch demografische Veränderungen beeinflusst.

Die Infrastrukturpolitik nach der Wiedervereinigung hat Ostdeutschland insgesamt aus der Peripherie ins Zentrum Europas befördert. Ostdeutschland ist nun wieder Schnittstelle zwischen den Märkten in West- und Osteuropa. Ostdeutschland weist insbesondere entlang der Hauptachsen deutliche Standortvorteile gegenüber Regionen in Ost-, Nord- oder Südeuropa auf. Absatzmärkte in Mittel- und Osteuropa können dadurch schnell und effizient erschlossen werden. Hier haben sich in den vergangenen Jahren „Hub“-Standorte für den Güterumschlag (z.B. Flughafen Leipzig, Hafen Rostock, verschiedene Güterverkehrszentren) herausgebildet. Dies befördert eine exzellente Erreichbarkeit von Absatzmärkten und Kunden in Westdeutschland und Europa. Insbesondere Flughafenumfeldregionen sind sowohl für die Internationalisierung als auch für die Stärkung der regionalen Wirtschaft und Innovation wichtig. Die Flughäfen dienen nicht nur als Hubs für Güterverkehr, sondern auch als Investitions- und Innovationsstandorte. Ein Beispiel dafür ist der jetzt eröffnete Flughafen Berlin Brandenburg (BER), der nicht nur Ostdeutschland erstmals eine interkontinentale Anbindung verschafft, sondern ein wichtiges Asset für die Region als Investitionsstandort ist. Zusammen mit dort angesiedelten Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist der BER ein wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Baustein, der der Internationalisierung künftig einen kräftigen Schub verleihen wird.

Internationale Mentalität entwickeln

Globalisierung bedeutet auch internationalen Wettbewerb um gute Leute und kluge Köpfe. Für das Personalmanagement kann eine internationale Ausrichtung vorteilhaft sein. Beim Anwerben von Fachkräften sind Außenwirtschaftsaktivitäten ein wichtiger Faktor. Die Unternehmen können sich für unterschiedliche Strategien entscheiden: sie können ausländische Fachkräfte nach Deutschland holen oder sich dort engagieren, wo es ausreichend Fachkräfte gibt. Osteuropa ist innerhalb der EU die beliebteste Region für ostdeutsche Unternehmen, um ihre Produktionskapazitäten zu erweitern. Durch die Erschließung neuer Standorte in anderen Ländern kann nicht nur der Fachkräftemangel entschärft, sondern auch eine Vertretung in einem bestehenden oder neuen Absatzmarkt aus- bzw. aufgebaut werden. Engagement und Niederlassungen vor Ort und die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Mitarbeitern leisten einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis potenzieller Kunden, die zielgerichtet angesprochen werden können.

Der ostdeutschen Industrie, insbesondere den kleinen und mittelgroßen Unternehmen, fehlt häufig die kulturelle Vielfalt, die Chancen für wirtschaftliche Expansion bietet. Für die Anwerbung ausländischer Mitarbeiter bedarf es einer wertschätzenden Mentalität und einer Willkommenskultur, die über das Unternehmen hinaus auch die jeweilige Region einschließt. Eine regionale Vernetzung von Akteuren und gemeinsame Anstrengungen sind dafür Voraussetzung.

Die digitale Transformation unterstützt die Internationalisierung der ostdeutschen Industrie, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Forschungseinrichtungen. Letztere sind ein bedeutendes Reservoir für internationale Kompetenzen in jenen Bereichen, die für die wirtschaftliche Zukunft der Industrie eine Schlüsselfunktion haben.

Unterstützung bei Auslandsengagement

Deutsche Unternehmen, die im Ausland aktiv werden wollen, werden bei Interesse durch die Außenwirtschaftsförderung unterstützt. Informationsquellen sind hier die GTAI (Germany Trade and Invest). Die besondere Unterstützung der Internationalisierung in den neuen Bundesländern und strukturschwachen Regionen ist ein Schwerpunkt. Das Markterschließungsprogramm (MEP) bietet vor allem kleinen und mittleren Unternehmen die Chance, auf Unternehmensreisen wichtige Netzwerk-/Geschäftspartner kennenzulernen und den Markteinstieg zu sondieren und vorzubereiten. Auch die Industrie- und Handelskammern und die Auslandshandelskammern bieten umfassende Beratung und Unterstützung an.